Damit übernahm er das antisemitische Klischee jüdischer Drahtzieher dieser Revolution und legte nahe, Luthers „tolerante“ Haltung von 1523 sei ein folgenschwerer Fehler gewesen. 1937 und 1938 bekräftigten zwei Artikel, Luther müsse als „unerbittlicher und rücksichtsloser Antisemit“ gelten und die evangelischen Pastoren müssten das viel stärker predigen. Die große Masse von ihnen sei diesbezüglich „verstockt“. Dazu genüge das NT. Zunächst verglichen jedoch nur einige Nationalsozialisten wie Karl Grunsky Luthers Judenfeindlichkeit mit Hitlers Antisemitismus. Antisemiten benutzten sie ab 1879 zur Ausgrenzung von Juden. Zur Zeit Luthers waren antijudaistische Denkmuster seit langem verbreitet: Gott strafe die Juden wegen ihres angeblichen Gottesmords, der Kreuzigung Jesu Christi, fortwährend mit Tempelverlust (70), Zerstreuung (135) und Verfolgung. [45], 1525 führte Luther in Wittenberg sein einziges direktes Streitgespräch mit drei Juden, die ihn um einen Empfehlungsbrief gebeten hatten. Er forderte eine „Vollendung der Reformation“ und konsequente „Entjudung“ der „Heilandslehre“ durch ihre Trennung von der „jüdisch-römischen Fälschung“ des AT und von Paulus. Houston Stewart Chamberlain sah Luther als nationalistischen Helden, der die deutsche Nation gegen das „verjudete“ Kirchensystem Roms geschaffen habe. Dazu sollten sich evangelische Christen im alltäglichen Zusammenleben vorbildlich verhalten und zu exegetischer Beweisführung aus dem AT befähigt werden. Er vertrat den biblischen Gedanken, dass Gott durch seinen Heiligen Geist überall dort mit dabei ist, wo Menschen sich treffen und sich mit Gott befassen. [30], Mit dieser Schrift reagierte Luther auf den katholischen Vorwurf, er habe die göttliche Zeugung und somit indirekt die Jungfrauengeburt und Gottessohnschaft Jesu geleugnet. Ahasver, der im Aufstand im Warschauer Ghetto wiederkehrt und zum Widerstand anleitet, verkörpert seinerseits den bleibenden Widerspruch gegen jede erstarrte, unmenschlich gewordene Ordnung. Martin Luther war einer der einflussreichsten Kirchenreformatoren, der 1517 in 95 Thesen insbesondere Ablasshandel und Papsttum kritisierte, nach dem Kirchenbann in seinem Versteck auf der Wartburg bei Eisenach die Bibel ins Deutsche übersetzte und damit die deutsche Sprache nachhaltig prägte. Diese Erwartung trug zur späteren Enttäuschung Luthers und seinem Kurswechsel bei. [180], Der heutige Konsens der Lutherforschung lautet: Luthers Grundthesen zum Judentum blieben konstant, waren theologisch, nicht rassistisch motiviert und deckten sich weitgehend mit dem vorgegebenen christlichen Antijudaismus. Er kasteit sich. Psalms in hebräischer Schrift. Sie lehnten allenfalls „Lynchjustiz“ und den innerkirchlichen Judenstern ab. Ihn pauschal für die Entstehung und Verbrechen des Antisemitismus verantwortlich zu machen, sei jedoch ahistorisch und würde die zeitgeschichtlichen und ideologischen Differenzen ignorieren. Diese aus Talmudstellen kompilierte jüdische Legende stellte Jesus als Zauberer und unehelich gezeugten Wechselbalg dar, der den Gottesnamen JHWH (umschrieben als Ha-Schem Ha-Mephorasch: „der allerheiligste, ausgeführte Name“) als magische Formel missbraucht habe und deshalb gescheitert sei. Zum Schlussvers führte er aus: Mit Jesu Geburt als Sohn einer jüdischen Mutter, aber ohne Zutun eines Mannes, habe Gott die Verheißung Gen 12,1–3 LUT erfüllt: Christus sei der verheißene „Same“ (Nachkomme) Abrahams. Würden die Christen die Juden wissentlich weiter dulden, würden sie sich mitschuldig an ihren Verbrechen machen: Darum „sollt ihr Herren sie nicht leiden, sondern wegtreiben.“, „Wo sie sich aber bekehren, ihren Wucher sein lassen und Christum annehmen, so wollen wir sie gerne als unsre Brüder halten. [139], Die von elf evangelischen Landeskirchen unterzeichneten „Leitlinien“ vom März 1939 behaupteten, der „artgemäße“ Nationalsozialismus setze Luthers Reformation politisch fort. Martin Bucer und Ambrosius Blarer forderten strenge Knechtschaft statt Vertreibung der Juden. November 2001): Diese Seite wurde zuletzt am 15. So repräsentiert dieser Lutherschüler die unmenschliche Ordnung, die mit dem Judentum die Hoffnung auf eine befreite Menschheit verfolgt. Weil die Nationalversammlung Frankreichs den Juden des Landes 1791 gleiche Bürgerrechte gewährt hatte, wurde darüber seit dem Sieg über Napoleon Bonaparte und dem Wiener Kongress (1815) auch in Preußen diskutiert. [4] In Thüringen gab es um 1540 nur noch etwa 25 kleine jüdische Siedlungen ohne Synagogen und Einzelfamilien in randständigen Dörfern. Seit Erfindung der Druckpresse (um 1440) wurden alte und neue Adversus-Judaeos-Hetzschriften massenhaft verbreitet. Man muß jenen ekelhaftesten Auswurf in kümmerliche Finsternis versinken lassen. Vermutlich hatte Martin neun Geschwister.